Rollbestand (rollingstock)

Speditionen sind mittlerweile weit mehr als bloße Transportunternehmen. Moderne Betriebe haben sich zu Logistikdienstleistern gewandelt, die neben dem Transport auch noch Lagerung, Umschlag und sonstige logistische Zusatzleistungen anbieten. Transportleistungen sind auf den verschiedensten Wegen realisierbar, zu Wasser, durch die Luft, auf der Straße oder der Schiene. Schienentransportbetriebe sind ohne Rollbestand nicht denkbar. Ohne wäre eine Versendung von Waren nicht möglich. Der Begriff Rollbestand stammt aus dem Schienentransportwesen. Er beinhaltet sämtliche Fahrzeuge, die sich auf Schienen bewegen. Das umfasst sowohl Triebfahrzeuge, zum Beispiel Lokomotiven, als auch Fahrzeuge, die angetrieben werden müssen, zum Beispiel Personen- und Güterwaggons. In Deutschland gibt es derzeit ungefähr 132.400 Güterwaggons, 15.300 Personenwagen und 12.500 Lokomotiven und Triebwagen.

Rollbestand wird auch als rollendes Material bzw. rollendes Inventar bezeichnet. Ebenfalls gebräuchlich ist der englische Ausdruck rollingstock.
Um Transportdienstleistungen auf der Schiene gewährleisten zu können sind zwei Produktionsfaktoren notwendig. Das ist zum Einen das Netz und zum Anderen der Rollbestand. Befinden sich diese beiden Faktoren nicht in der Hand desselben Besitzers kann es zu Schwierigkeiten im Transport kommen. Der Börsengang der Deutschen Bahn macht dieses Problem gegenwärtig. Es wird diskutiert, ob das Unternehmen mit oder ohne Schienennetz an die Börse gehen sollte.
Ähnliches ist in Großbritannien bereits geschehen. Nach der Privatisierung der Britsh Rail entstand unter anderem die Eisenbahngesellschaft Virgin Trains. Das Schienennetz gehört allerdings Railtrack. Virgin Trains hat in neue Neigefahrzeuge (rollendes Material) investiert. Jedoch konnte Railtrack, die West-Coast-Linie nicht rechtzeitig modernisieren, so dass Virgin Trains erhebliche Konsumeinbußen hinnehmen musste und in finanzielle Schwierigkeiten geriet.
Lässt man die Deutsche Bahn also mit dem Schienennetz und Rollbestand an die Börse gehen, umgeht man solche Schwierigkeiten. Andererseits besteht die Gefahr, dass die Macht des Unternehmens zu groß wird und man Wettbewerbsbeschränkungen für andere Betriebe fürchten muss.
Doch wie wettbewerbsfähig sind Schienentransporteure überhaupt im Vergleich zu ihren Kollegen auf der Straße? Friedrich List, bekannter deutscher Wirtschaftstheoretiker sowie Pionier im Eisenbahnwesen, meinte 1837 "Der wohlfeile, schnelle, sichere und regelmäßige Transport von Personen und Gütern mit Eisenbahnen ist einer der mächtigsten Hebel des Nationalwohlstands und der Zivilisation."

Der Satz scheint überholt, enthält aber eine Menge Wahrheit. Laut einem Gutachten, das von der Deutschen Straßenverkehrsliga in Auftrag gegeben wurde, würden mehr Arbeitsplätze durch den Ausbau der Schienenwege entstehen als durch den Bau von Straßen. Damit einher ginge auch die Weiterentwicklung des Eisenbahnbetriebs, also auch den Bau von rollendem Material. Größter und bekanntester Hersteller für Lokomotiven ist die Bombardier Transportation GmbH. Das Unternehmen wurde 1974 gegründet und ist mittlerweile weltweiter Marktführer im Bau von Rollbestand (Personennah-, Stadt- und Fernverkehr). Die Gesellschaft hat einen Auftragsbestand von 27,5 Milliarden US-Dollar (Stand: 31.Januar 2007) Zum Service-Angebot der Bombardier Transportation GmbH gehört ebenfalls die Wartung des rollenden Inventars. Im Güterwagenbereich ist die Graaff Transportsysteme GmbH oder die "On Rail Gesellschaft für Eisenbahnausrüstung und Zubehör" nennenswert. Die Verkehrsbranche wächst und mit ihr Schienentransportunternehmen samt Rollbestand.

Zuletzt aktualisiert am 2015-05-20 von Werner Hess.

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