Inbound-to-Manufacturing
Unter Inbound-to-Manufacturing (I2M) wird üblicherweise eine logistische Struktur verstanden, bei der ein verarbeitender Betrieb benötigte Rohgüter von einem zwischengeschalteten Anbieter direkt zu seinen Fertigungsanlagen bezieht, ohne sich um Einzelheiten der Beschaffung oder Lagerung kümmern zu müssen. Inbound-to-Manufacturing-Dienstleister kümmern sich um sowohl um die praktischen Aspekte des Transports als auch die notwendigen Verträge und individuellen Lösungen zur Verknüpfung diverser Anbieter und Geschäftspartner, mit weitreichenden Ausgriffen zu den in verschiedenen Stadien der Versorgungskette involvierten Unternehmen.
Ein Produkthersteller produziert dann also beispielsweise die benötigten Komponenten für ein Produkt nicht selbst, sondern bezieht Rohstoffe, Teile und Herstellungsdienstleistungen von überall auf der Welt durch den Inbound-to-Manufacturing-Dienstleister. Ein Inbound-to-Manufacturing-Unternehmen bezieht, lagert und verwaltet selbständig Rohstoffe, Güter und Komponenten, welche es global erwirbt, dann zu lokalen Verteilerstellen transportiert und verarbeiten lässt um es dann wieder in aufnahmefähige Märkte zu exportieren.
Die vernetzte Position des Inbound-to-Manufacturing in der Mitte zahlreicher Geschäftsverknüpfungen kann sich in vielfältigen Formen ausgestalten. Von der Übernahme eines Lagerverwaltung-Outsourcing über Warenflussgestaltung zu Herstellern oder Verkäufern, bis zu eigenverantwortlichen Groß- und Einzelhandelsaktivitäten. Darüber hinaus sind einerseits ebenso Prozessanalysen oder Handelsberichte in der Informationsverarbeitung auf der einen Seite, wie Zusatzdienste wie Umetikettierung oder Umverpackung auf der anderen Seite möglich.
In der Praxis anzutreffen sind auch Dienstleistungen im Bereich der Wartung und Instandhaltung. Dazu wird dann bei Bedarf die Logistik für Garantie- oder Reparaturfälle übernommen, wobei die betreffenden Produkte zu speziell eingerichteten Servicecentern gebracht werden, die höchst bedarfsgerecht mit allen notwendigen Teilen ausgestattet sind um möglichst effizient Ersatzprodukte zurückzuschicken oder aber auch kleinere, weiter verteilte Servicestellen zu versorgen.
Diese zentrale Positionierung weiter ausnutzend bietet sich Inbound-to-Manufacturing auch an, um sowohl globale als auch regionale Vertriebswege zusammenfließen zu lassen, so dass Güter und Produkte synchronisiert und geordnet den einzelnen Betrieben und Endvertrieben zukommen können.
Mittels dieser organisatorischen Ausrichtung ermöglicht das Inbound-to-Manufacturing es den beteiligten Herstellern von Produkten, sich nicht um Lagerung und Beschaffung von Gütern kümmern zu müssen. Dies spart Kosten indem es einerseits die Verwaltungsstrukturen vereinfacht, aber auch weniger Lagermöglichkeiten erfordert. Diese werden dann in der organisatorischen Abstraktion vom Anbieter des Inbound-to-Manufacturing übernommen, welcher seinerseits bedarfsgerecht und mit Kenntnis der Anforderungen und Erforderlichkeiten sich auf dieses Gebiet spezialisiert und so den Herstellern entgegenkommen kann.
Durch Restrukturierung hin zum Inbound-to-Manufacturing ergeben sich auch betrieblich geringere Latenzzeiten, da sonst übliche Versorgungsengpässe mit der Versorgungsbreite eines Inbound-to-Manufacturing-Dienstleisters seltener sind und die Herstellungsprozesse und Vertriebswege zeitnah ineinander greifen, so dass letztlich die gesamte Produktion von der Ablaufoptimierung profitiert.
Weitere Vorteile sind auch, dass durch die Reichweite des Inbound-to-Manufacturing hinweg verlässliche Kommunikations- und Protokollstandards herrschen, so dass Idiosynkratien zwischen einzelnen Unternehmen oder Ländern ausgeglichen, beziehungsweise mittels spezieller lokaler Kenntnisse aufgefangen werden können. Diese Vereinheitlichung bezieht sich auch auf verwenden Computersysteme, so dass der Vertriebs- und Versorgungsvorgang sowohl einsichtiger als auch nachvollziehbarer wird. Die so gewonnen Informationen können dann wiederum zur Optimierung genutzt werden, ermöglichen aber auch eine einfachere Problemfindung und Problemlösung mittels der vereinheitlichten Datenspur. Ein Auswertung der Systematik wird damit durch das Inbound-to-Manufacturing erleichtert.
Durch Inbound-to-Manufacturing entziehen sich zwar einige Bereiche des Vertriebs und der Organisation der unmittelbaren Kontrolle des letztlichen Herstellers, aber dafür werden diese ihm dann risikoärmer, bedarfsoptimierter und günstiger angeboten als er sie selbst handhaben könnte.
Zuletzt aktualisiert am 2015-05-27 von Werner Hess.