LKWs importieren

Wer den LKW-Gebrauchtmarkt beobachtet, der erfreut sich in Deutschland günstiger Preise. Wem aber dies dennoch nicht reicht, der kann LKWs importieren - und wird dies aus mehreren Gründen tun. Erstens baut z.B. Volkswagen in Brasilien einen LKW speziell für Entwicklungsländer, der hierzulande gar nicht angeboten wird. Dieses Beispiel ist ein Schlechtes, denn die Frachtkosten von Brasilien hierher wiegen den Preisvorteil auf.

Es gibt aber deutlich bessere Beispiele: Frankreich, Italien, Schweden gleich aus zwei Gründen, denn alle diese Beispiele liegen in der EU mit ihrer harmonisierenden Wirkung (Stichwort: Abgasnormen) und sind allesamt auf der Straße zu erreichen. Für diejenige, die Interesse an Exoten haben, kann man noch Russland, Türkei oder Rumänien (auch EU, nur deutlich billiger) nennen. Und natürlich die USA, wobei insbesondere die Vereinigten Staaten eigentlich eher was für Liebhaber oder spezielle Show-Trucks sind. LKWs importieren ist nicht schwer, aber man sollte Einiges beachten.

Ganz grundsätzlich sollte man die Überführungskosten nicht unterschätzen. Der Verbrauch eines LKWs geht bei einer Überführung leicht in Beträge, die schlecht ausgehandelte Verträge unrentabel machen - denn wer hat schon gleich bei der ersten Fahrt Fracht?

Bei gebrauchten LKWs fällt natürlich die Strecke ins Gewicht, die vom Voreigentümer zurückgelegt wurde, und zwar den Zustand der Strecken, denn beständige Fahrten in die Türkei oder nach Russland, auch in den hohen Norden oder tiefsten Süden können dem Fahrzeug zugesetzt haben. In diese Kategorie fallen auch die Inspektionsintervalle oder noch vorhandene Garantien - doch kein Hinweis oder irgendwelche Garantiezusagen ersetzen den genauen Blick aufs Fahrzeug.
Und eine Probefahrt vor Ort sollte als Test auf alle Fälle drin sein, insbesondere, wenn man die spezielle Fahrzeugkategorie oder Typ noch nicht gefahren ist. Nur eine Probefahrt offenbart, wie man mit dem Fahrzeug zurechtkommt (Lenkung zu indirekt oder teigig, Ansprechverhalten des Motors, etc.). LKWs importieren kann eine sichere Sache sein, wenn man weiß, was man sucht und sich etwas Zeit nehmen kann, die wesentlichen Dinge abzuklopfen.

Wer die USA angepeilt hat und von da LKWs importieren will und dabei insbesondere den Import von Pick-Ups, die hierzulande als LKW zugelassen werden sollen, bevorzugt, der sollte wissen, dass die Grenzen hierfür das zulässige Gesamtgewicht ist, das mindestens 2,801 t betragen muss und die Hälfte der Fahrzeuglänge Ladefläche ist. Hierbei hat es bei den Finanzämtern jedoch Tendenzen zur Strenge gegeben, auch sollte man die Steuerersparnis gegenüber dem Versicherungsaufschlag abwägen; und es auch soll der Hinweis nicht fehlen, dass in den USA der Diesel nicht so verbreitet ist, was preislich sicher Auswirkungen hat.

Man darf auch nicht vergessen, dass für alle LKWs der EC-Tachograph vorgeschrieben ist (alt: Fahrtenschreiber, neu: EG-Kontrollgerät). Auch ein Kriterium ist, dass seit 1. Mai 2006 alle neuen Modelle mit einer Blackbox ausgerüstet sein müssen, die mit Chipkarte funktioniert und als manipulationssicher gilt. Das heißt, dass so lange die alten noch fahren dürfen, werden insbesondere Freunde des Tricksens und Täuschens die alten Modelle stärker nachfragen.

LKWs importieren ist DIE Sparmaßnahme, doch Genehmigungen und evtl. Überführungskennzeichen vermiesen die Bilanz. Auch ständig schärfere Umweltgesetze und die Motoreninnovationen sollten Eckpunkte sein, um eine Importentscheidung nicht zu leichtfertig zu treffen.

Zuletzt aktualisiert am 2015-05-20 von Werner Hess.

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